Teil 2 / Szene 3:
Enge im U-Boot
Das Innere der U999 ist dunkel, stickig, und die Geräusche des Motors hallen dumpf durch den schmalen Gang. Flüchtlinge sitzen gedrängt aneinander, ihre Gesichter sind von Sorge und Erschöpfung gezeichnet. Magda hält ihren 10-jährigen Sohn eng an sich, während er zitternd an ihrer Schulter lehnt.
Magda (flüsternd zu ihrem Sohn - "Hansi"): „Alles wird gut, mein Schatz. Wir schaffen das.“
Karl, ein kräftiger Mann Anfang 30 mit einem entschlossenen Blick, reicht einem älteren Mann eine Wasserflasche. Friedrich, sein jüngerer Begleiter, lehnt schweigend an der Wand und beobachtet die Gruppe.
Karl (leise, aber mit Zuversicht): „Solange wir zusammenhalten, kommen wir da raus.“
Die Kamera schwenkt zu Magda, die aufmerksam Karl ansieht. Für einen Moment treffen sich ihre Blicke, und ein zaghaftes Lächeln huscht über ihr Gesicht.
Karl erzählt von seiner Heimat am Tegernsee in Bayern:
Später, während die U999 ruhig durch die dunklen Wellen gleitet, sitzen einige Flüchtlinge beisammen. Karl beginnt, von seiner Heimat zu erzählen. Seine Stimme ist ruhig, fast träumerisch.
Karl: „Unser Bauernhof Hof liegt am Tegernsee, in Bayern. Eine Stunde von München entfernt, eingebettet in die Berge. Die Wiesen sind so grün, wie man es sich kaum vorstellen kann. Und der See...“
Magda hört gebannt zu. Ihr Sohn hebt den Kopf, neugierig auf die Erzählung.
Karl (mit einem Hauch von Sehnsucht): „Meine Eltern halten noch ein paar Kühe. Die Arbeit war hart, aber es war ein gutes Leben. Dort ist Platz. Dort ist Frieden.“
Magda wirft ihm einen nachdenklichen Blick zu. Die anderen lauschen still, als ob Karls Worte einen Funken Hoffnung entzünden.
Entscheidung am Rand der Dunkelheit
In einem ruhigeren Moment sitzen Karl, Friedrich und Magda etwas abseits von den anderen. Das schwache Licht der Kabine wirft Schatten auf ihre Gesichter. Magda hält die Hand ihres Sohnes, während sie Karl ansieht.
Magda (entschlossen): „Wenn ich Sie begleiten dürfte… Mein Junge braucht einen Ort, an dem er aufwachsen kann. Einen Ort wie Ihren Hof.“
Karl zögert kurz, doch dann nickt er langsam.
Karl: „Wenn wir ankommen, schlagen wir uns gemeinsam durch. Der Tegernsee wird unser Ziel sein.“
Friedrich, der bisher schweigend zugehört hat, hebt eine Augenbraue, dann nickt auch er zustimmend.
Friedrich: „Zusammen sind wir stärker.“
Magda drückt die Hand ihres Sohnes und lächelt Karl dankbar an. Der Junge blickt Karl neugierig an und murmelt:
Junge: „Gibt es dort Kühe?“
Karl (lacht leise): „Mehr, als du dir vorstellen kannst.“
Vorfreude auf das Ziel
Die Kamera zeigt das U-Boot von außen, wie es durch stürmische Wellen pflügt. Innen schlafen die Flüchtlinge eng aneinander gedrängt. Doch in einer Ecke flüstern Karl, Magda und Friedrich Pläne für die Ankunft.
Karl (flüsternd): „Von Warnemünde aus wird es nicht einfach.Karl blickte ernst zu Magda und Hansi, seine Miene betrübt, aber auch entschlossen. „Hört zu“, begann er, „ihr müsst versuchen, mit dem Zug nach Tegernsee zu kommen. Wenn ihr da seid, geht zum Herzoglichen Bräustüberl neben der Kirche und dem Kloster - direkt am See unten im Tal an der Grundschule vorbei ca. 10 Minuten zu gehen und fragt nach dem Bauernhof der Stangassinger`s der Hof meiner Eltern. Sagt ihnen, dass ich euch schicke und das ich bald mit meinem Kameraden Friedrich nachkommen werde - .“
Magda nickte leicht, doch ihre Stirn legte sich in Falten. „Aber warum können wir nicht mit euch reisen, Karl?“
„Wir… wir können nicht mit dem Zug fahren“, antwortete Karl, seine Stimme etwas rauer als sonst. „Friedrich und ich… wir sind Fahnenflüchtige. Es ist besser, wenn wir uns anders durchschlagen, wir dürfen uns nicht erwischen lassen sonst stellen sie uns sofort an die Wand und erschießen uns.“
Hansi sah Karl ernst an, dann nickte er stumm. „Verstanden. Ihr bleibt also... versteckt?“
„Ja, genau“, sagte Karl. „Seid vorsichtig und verliert euch nicht aus den Augen. Wenn ihr erst beim Bräustüberl seid, wird alles weitere schon klappen. Ich vertraue euch, ihr schafft das.“
„Wir schaffen das, keine Sorge“, antwortete Magda entschlossen.
„Gut“, sagte Karl und klopfte Hansi freundschaftlich auf die Schulter. „Ich hoffe, dass wir uns bald wiedersehen. Passt auf euch auf und kommt heil nach Tegernsee.“ und richtet meinen Eltern aus, das wir gesucht werden und sollen sie im Ort stillschweigen darüber behalten!"
Karl:
Wir werden uns auf der Neureuth Alm, ca. eineinhalb Stunden vom Tegernseer Bahnhof weiter oben am Berg, in einer Höhle verstecken, in der ich schon als Kind oft gespielt habe. Meine Eltern wissen, wo diese Höhle ist. Sobald wir dort angekommen sind, werden wir gegen Mitternacht ein Leuchtzeichen mit einer Fackel geben!
Ein Hoffnungsschimmer liegt in ihren Stimmen, während die Kamera langsam zurückschwenkt, hinaus ins unendliche Meer.
Ankunft und neue Hoffnung
Das Licht des Morgens bricht durch die Wolken, während die U999 am Horizont eine Küstenlinie erreicht. Die Gesichter der Flüchtlinge hellen sich auf. Magda blickt zu Karl, dessen Blick entschlossen bleibt. Die Kamera verharrt auf dem kleinen Jungen, der die Hand seiner Mutter drückt.
Junge / "Hansi" (flüsternd): „Ist das der Anfang, Mama?“
Magda (lächelnd): „Ja, mein Schatz. Der Anfang von etwas Neuem.“
Die Musik schwillt an, während die Kamera auf die Küste zoomt – das Ziel der Hoffnung.
Ende Teil -2 -
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